DIE FREIHEIT EINER FRAU

von Édouard Louis


Theateradaption und Video-Installation


Regie, Konzept & Bühne: Tommy Wiesner

Spiel: Marion Bordat und Tommy Wiesner

Kostüm: Marie Harneit

Outside Eye: Juliane Hendes

Regieassistenz: Alva Lafeld

Video: David Gerards


Theater Aachen, Spielzeit 2022/23

eingeladen als Gastspiel an das Theater an der Glocksee Hannover mit Förderung für die Neueinrichtung der Video-Installation vom Kulturbüro der Stadt Hannover

Ein Sohn findet ein altes Foto seiner Mutter – hier sieht sie irgendwie glücklich aus. Ein unbekannter Anblick, eine Momentaufnahme vor dem Muttersein. Der Sohn begibt sich auf Spurensuche: Was ist dieser Frau, die fünf Kinder bekommen hat, mit gewalttätigen Ehemännern, einem abgehängten Dorf und einer erbarmungslosen Arbeitswelt konfrontiert war, in all diesen Jahren widerfahren? Was bedeutete Scham, was bedeutete Glück in ihrem Frauenleben? Und wie konnte sie nach all diesen Jahren mit einem Mal aufstehen und diese Welt hinter sich lassen?

Das Stück, basierend auf der 2021 erschienenen Erzählung des französischen Autoren Édouard Louis, widmet sich einer sozialen Mutter-Sohn-Entfremdung, ihrer Wiederannäherung und versucht die Mutter aus der Geschichte, die ihr von der Welt, aber auch von ihrem Sohn geschrieben wird, zu befreien.

Siebzehn Frauen, siebzehn Mütter hat Regisseur und Schauspieler Tommy Wiesner im Frühling und Sommer 2022 zu ihren Lebensgeschichten befragt, dazu, wie das Muttersein bzw. die Konfrontation mit Mutterschaft ihre Lebenswege beeinflusst hat. Anhand eines Fotos, das die Frauen jeweils zum Interview mitbrachten und das sie zeigt, bevor sie Mütter wurden, tauchen wir in ihre Geschichten ein: »Kannst du dich an diese Frau noch erinnern, dich mit ihr verbinden?«.

Diese Frage wurde zum Aufhänger der Gespräche. In den ca. einstündigen Begegnungen ging es um schwierige Schicksalsschläge, um Mutterglück, Durchsetzungskraft, Kampf gegen Unterdrückungen, um Körperbilder, Emanzipation, Abtreibung, psychische Zusammenbrüche und Neuanfänge, es tauchen politische Forderungen, aber auch offene Wünsche und Sehnsüchte auf.

Wir begegnen Frauen im Alter von 39 bis 91 Jahren aus unterschiedlichsten geografischen und sozialen Herkünften, mit den diversesten Perspektiven auf die Welt. Die Gespräche endeten immer mit einem erneuten Blick auf das Foto und der Frage »Was würdest du dieser Frau aus deiner Position heute gerne sagen?«, also mit einem Resümee zum gelebten Leben.

Das über 500 transkribierte Textseiten und ca. 18 Stunden umfassende Ton-Material, das aus den Gesprächen entstanden ist, hat Schauspielerin Marion Bordat mit einem neutralen Blick, die Frauen nicht kennend, zu je ca. 10-minütigen Monologen zusammengekürzt und diese siebzehn Frauengeschichten stellvertretend als zentrale Projektionsfigur für die Kamera wiederbelebt.

Pressestimmen:


»Eine einfühlsame Regiearbeit, die vielschichtig zur Diskussion stellt, was selten ausgesprochen wird. Zusammen mit einer konzentrierten, darstellerisch reifen Marion Bordat gibt Tommy Wiesner der Unterwerfung von Frauen ein Gesicht, dem Verlust von Achtung und Respekt. Wiesner selbst, der homosexuelle Sohn, bildet in seiner gepflegten Ruhe den Kontrast zur Geschichte der Mutter. Viel Applaus.«


– Aachener Zeitung, S. Rother, 5.10.2022


»Es sind die sagenumwobenen Zwischentöne - oft gepriesen, selten erlebt - die in diesem Fall zu Gänsehaut führen. Starrheit, kleine Berührungen zwischen Mutter und Sohn über die Glasscheibe hinweg, der Blick ins Leere. Stummes Verstehen. (...) Marion Bordat und Tommy Wiesner ist es auf eindringliche Art gelungen, die Authentizität der Geschichte zu bewahren, ja sie förmlich zu erheben. Eine Geschichte, die nachhallt, eine Inszenierung, die auf breiter Ebene begeistert.«


– movieaachen.de, E. Kümmel, 6.10.2022



»Wiesner schafft einen kurzweiligen, brandaktuellen Theaterabend, der tief berührt und unterhält. Das Premierenpublikum ist jedenfalls begeistert, klatscht minutenlang und gibt Standing Ovations. Zu Recht.«


– klenkes.de, K. Wirtz, November 2022