DAS ENDE VON EDDY

von Édouard Louis


Regie, Bühne, Kostüm: Tommy Wiesner

Spiel: Tommy Wiesner

Dramaturgie: Gesa Lolling

Kostüm Mitarbeit: Marie Harneit

Künstlerische Mitarbeit: Annika Schäfer


Theater Aachen, Spielzeit 2021/22

eingeladen als Gastspiel 2022 an die Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg

Das-Ende-von-Eddy-Sendemitschnit-WDR-Lokalzeit aus Aachen.mov

Eddy wächst in einer abgehängten Welt auf – Gewalt, harte Arbeit und klare Rollenbilder sind an der Tagesordnung. Eddy aber ist anders, er passt nicht und das bekommt er zu spüren. Seine Jugend wird zum Kampf um sich selbst – zuletzt bleibt nur eine Option: Raus hier!

Édouard Louis‘ autobiografisches und international erfolgreiches Debüt ist ein Roman, der sich den sozialen Unterdrückungen von Einzelnen, Familien und ganzen Milieus widmet und er stellt die Frage: Wie entfliehe ich der Welt, aus der ich gemacht bin in eine, in der ich noch nie gewesen bin?

Pressestimme:


Der Begeisterungssturm im Bühnenturm der Akademie für Darstellende Kunst (ADK) will sich gar nicht legen: Viermal eilt Tommy Wiesner nach vorn an die Rampe, um sich vor der enthusiastisch applaudierenden Menge zu verbeugen. 100 Minuten lang stand er hier ununterbrochen auf der Bühne, ist der 1990 in Berlin geborene Schauspieler doch der einzige Darsteller in „Das Ende von Eddy". Ein Kraftakt, den er sich selbst auf den Leib geschneidert hat: Wiesner, der bis 2018 an der ADK Schauspiel studierte, fungiert in dieser Produktion des Theaters Aachen, mit der er nun für diesen Montagabend an seine Ausbildungsstätte zurückgekehrt ist als Regisseur, Bühnenautor und Protagonist in Personalunion. Er ist auch sein eigener Ausstatter: Bühne und Kostüm tragen ebenfalls Wiesners Handschrift. (...) All diese Aspekte bringt Wiesner mit einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln drastisch zum Ausdruck: Immer wieder wirft er sich gegen den Eisernen Vorhang, um die Reaktionen seiner Mitschüler zu demonstrieren, dann steht er an der Rampe und spuckt die pausenhofüblichen Herabwürdigungen für Homosexuelle in den Saal (durch den jetzt ein Hauch von Handke/ Peymann weht:  "Publikumsbeschimpfung"). Zu Beginn steht er in einer vollverglasten Containerbox, die unterschiedlich interpretiert wird: Einerseits manifestiert sich darin die soziale Klaustrophobie als Folge kleinbürgerlicher Enge, andererseits aber auch das missgünstigen Beobachtern konstante Ausgesetzsein. Mal wird die Konstruktion zur Falle (wenn er von seinem Cousin im Holzschuppen vergewaltigt wird), mal zum Fluchtpunkt. (...) Mit seiner Textfassung bleibt Wiesner eng an der Vorlage, lediglich für Pro- und Epilog bedient er sich bei „Wer hat meinen Vater umgebracht?", dem dritten Roman von Louis.  Im Gespräch mit ADK-Direktor Ludger Engels - ,,Wege in die Profession" - ging Wiesner gerne auf Fragen aus dem Publikum ein. Sein Engagement in Aachen hat der ADK-Alumnus beendet. Fazit nach vier Berufsjahren: Erfolgsorientiertes Denken mache klein - vielmehr gelte es rauszufinden ,,wofür man brennt". 


- Harry Schmidt für die Ludwigsburger Kreiszeitung, 06.07.2022